Artikel über den Atem & anderes Wissenswertes
Atem, Bewegung, Gefühl – Wie Atemgymnastik Körper, Geist und Seele in Einklang bringt
von Claudia Weber und Adrien Stemmeler
Die Atmung begleitet uns in jedem Moment unseres Lebens, oft unbemerkt, jedoch mit enormer Wirkung auf unser Wohlbefinden. Atemgymnastik ist mehr als ein reines Training der Lungenfunktion – sie ist eine Kunst, die uns in die Tiefe unseres Seins führt.
Dabei kann die bewusste Auseinandersetzung mit unserem Atem nicht nur kurzfristige Stimmungsverbesserungen
bringen, Entlastungsübungen und einleitendes Dehnen, Strecken und Räkeln helfen, Alltagsstress abzubauen und dem Körper den nötigen Raum zur Entspannung zu geben, sondern sie helfen auch langfristig unsere psychische Gesundheit positiv zu beeinflussen. Die Atemgymnastik, zeigt, wie Atem, Bewegung und Gefühl miteinander verwoben sind.
Atemarbeit und Traumaheilung
von Wilfried Ehrmann (Atman-Zeitschrift)
Unter einem psychischen Trauma versteht man eine seelische Verletzung oder eine starke Erschütterung, die durch ein extrem belastendes Ereignis hervorgerufen wird und nicht verarbeitet werden kann. „Ein Trauma ist der abgebrochene Atem“, schreibt Anna Walker. Mit dem Atem wird abrupt der Fluss des Lebens unterbrochen.
In der Traumatherapie hat der Begriff der Integration einen wichtigen Stellenwert – ein integriertes Trauma gilt als geheilt. Was beim Trauma auseinandergefallen war, hat nun wieder zu einer Einheit gefunden.
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Der Atem als ständiger Begleiter, Tag und Nacht, jahrein, jahraus, bietet uns die Möglichkeit, mit uns selbst in Kontakt zu kommen und zu bleiben, indem wir ihm unsere Aufmerksamkeit schenken. Die atmende Person kann dieses Angebot, das ihr von ihrem Atem gegeben wird, immer nutzen, wenn sie das Gefühl hat, sich zu verlieren oder von Gefühlen überwältigt zu werden. Der Atem führt sie zur Kraft und Entspannung zurück, sobald sie sich Zeit für ihn nimmt.
Unsere Atmung ist höchst individuell und verrät so einiges über unser Befinden
von Klaus Taschwer (Standard)
Forschende konnten Personen allein anhand ihrer Atemmuster identifizieren und stellten Zusammenhänge mit der psychischen Verfassung her
Wir machen es täglich etwa 20.000-mal, beherrschen es seit der Geburt und auch im Schlaf. Denn ohne Atmen gibt es auch kein Leben: Mit jedem Atemzug strömt etwa ein halber Liter Luft in Lunge und Bronchien. Von dort wird der Sauerstoff ins Blut geleitet und so in den gesamten Körper bis in jedes noch so kleine Gefäß transportiert.
Obwohl wir ganz automatisch atmen, können wir im Gegensatz zu anderen unwillkürlichen Körperfunktionen die Atmung auch bewusst steuern und manipulieren. Das wird in Asien seit vielen Jahrhunderten – etwa im Rahmen von Yoga – praktiziert. Seit einiger Zeit erfreuen sich die Techniken unter dem Namen "Breathwork" wachsender Beliebtheit. Das Versprechen: durch "richtiges" Atmen unsere psychische Gesundheit beeinflussen.
Eine neue Forschungsarbeit, die in der Fachzeitschrift Current Biology erschien, legt nun einerseits nahe, dass Menschen einzigartige Atemmuster haben, die sich fast so gut unterscheiden lassen wie Fingerabdrücke. Zum anderen liefert die Studie empirische Anhaltspunkte dafür, dass die Atmung tatsächlich mit der psychischen Verfassung in Verbindung steht: Menschen, die depressiv sind, atmen etwa deutlich kürzer.


